Kathrein: ein Name, der seit über 100 Jahren im Elektronikmarkt einen festen Fuß hat, meldet in mehreren Geschäftsfeldern Insolvenz an. Ist das das Ende einer Ära, die einst Vorzeigeobjekt des deutschen Mittelstands war oder ist es Beweis dafür, dass dem Fortschritt alles Alte weichen muss?
Ein kurzer Abriss der Geschichte der Firma spiegelt den Zeitgeist jeder Epoche wider. Der Ingenieur Anton Kathrein gründet die Firma 1919 im beschaulichen Rosenheim. Zu Beginn bestreitet man mit der Konstruktion von Blitzableitern seinen Alltag. Bald kommt Radiozubehör dazu. Bereits 1923 wird in Leipzig eine Rundfunk-Stabantenne präsentiert. Der Puls der Zeit schlägt in Rosenheim. Nach dem Krieg, 1950 liefert der Unternehmergeführte Konzern unter Patriarch Anton Kathrein die ersten Fernsehantennen. Dieser Zweig macht aus der Firma, die den „Made in Germany“ Flow mitnimmt, ein Weltmarktunternehmen und später auch Führer. Bis die ersten Satellitenschüsseln und dazugehörigen Dosen und Kabel in fast allen bundesdeutschen Einfamilienhäusern eingebaut werden, wächst das Unternehmen. 6.600 Mitarbeiter sind zeitweise bei Kathrein beschäftigt.
Zeitgeist und Fortschritt machen auch bei der Digitalisierung schnell Schule und DVB-T und DAB sind auch von Kathrein verfügbar. Doch die ersten Wolken einer globalisierten Welt machen sich am Horizont bemerkbar. Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends bringt erste Umstrukturierungen und Werkschließungen mit sich.
Der Zahn der Zeit
Stehengeblieben ist man nie. Die Firma hat früh in verschiedene Tochter- und Teilgesellschaften investiert. Auch wenn der Satellitenempfang mit Schüssel der einfachste Weg bleibt, ohne weitere Kosten eine große Programmvielfalt zu empfangen, machen dem Stammsortiment andere Probleme zu schaffen. Als Grund werden des weiteren Pensionszahlungen, Belastungen aus Restrukturierungen alter Gesellschaften und Abwicklungskosten für Altgesellschaften genannt. Natürlich leidet man auch über die Krise am Bau, Marktbegleiter mit Sparpotential und in irgendeiner Form auch der Krieg um die Ukraine. Dabei ist man besser auf die direkte Zukunft vorbereitet als der ein oder andere Politiker. Die Kathrein Broadcast, eine der Tochtergesellschaften, liefert nach wie vor Satellitenempfangstechnik und Ladeinfostrukturlösungen für E-Autos.
Der Insolvenzverwalter Michael Verken zeigt sich im Ganzen sehr positiv, da nie ein Zweifel an der Qualität der Produkte bestand. Eine schöne Aussage über einen Weltmarktführer, der 106 Jahre als leuchtendes Symbol (wortwörtlich, wenn man mit der Bahn nach Rosenheim fährt) für Deutsche Werte im Mittelstand gegolten hat.
Kathrein in der Insolvenz
Die Geschichte von Kathrein Solutions wird als Beispiel für die anderen Zweige gesehen, die in ähnlicher Form durch die Insolvenz gebracht werden sollen, wie es die Solutions vorgemacht hat. Das Ende bleibt aktuell offen, aber wir blicken mit Spannung nach Rosenheim.
Weitere Informationen zum Unternehmen: www.kathrein.de
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