Die Corona-Pandemie hat das Kaufverhalten der Endverbraucher in Deutschland nachhaltig verändert und dem Online-Handel einen zusätzlichen Schub gegeben. Wir sprachen mit Experte Alexander Dehmel (GfK) über aktuelle Entwicklungen.
Während des Lockdowns haben viele „Büroarbeiter“ in Deutschland gelernt, dass sie gut von zu Hause aus arbeiten und Meetings virtuell abhalten können. Aber auch das Online-Shopping wurde durch die Schließungen im stationären Handel deutlich häufiger genutzt und durch das Home Office wurde es sogar einfacher, Lieferungen anzunehmen.
Dabei hatte das Online-Shopping im Segment der technischen Gebrauchsgüter bereits vor der Pandemie mit 33 Prozent und einem kontinuierlichen jährlichen Wachstum von 1 bis 2 Prozentpunkten einen signifikanten Anteil am gesamten Einzelhandelsumsatz.
Der Online-Anteil steigt
Während der Pandemie stieg der Online-Anteil am Einzelhandel noch einmal deutlich auf dann 49 Prozent und liegt auch 2022 mit insgesamt 46 Prozent nur knapp unter dem Pandemie-Höchststand. Wir gehen davon aus, dass der Online-Anteil nicht mehr auf das Vor-Pandemie-Niveau zurückfällt.
“Allerdings sind die Online-Anteile in den einzelnen Branchen unterschiedlich hoch. Mit 63 Prozent liegt der Bereich IT-Produkte an der Spitze, da hier die Online-Affinität der Konsumenten am höchsten ist. Gleichzeitig deckt der IT-Sektor ein sehr breites Produktspektrum ab, das sich für Händler am besten online vertreiben lässt” so Experte Alexander Dehmel im Gespräch.
Auf den Plätzen zwei und drei der Kategorien mit den höchsten Online-Umsatzanteilen folgen Fotoprodukte (56 Prozent) und Elektrokleingeräte (52 Prozent). Der Online-Umsatzanteil bei Haushaltsgroßgeräten ist derzeit noch am niedrigsten, liegt aber immerhin schon bei 26 Prozent.
Online-Recherche wird immer wichtiger
Im dritten Quartal 2022 haben sich laut gfknewron Consumer 61 Prozent aller Käufer vorab online informiert, davon 41 Prozent nur online, 20 Prozent online und offline. 39 Prozent der Befragten informierten sich ausschließlich offline. Es zeigt sich also, dass alle Informationskanäle ihre Berechtigung und ihren Nutzen für die jeweilige Käufergruppe haben.
60 Prozent der Käufer technischer Konsumgüter in Deutschland haben bis zu einer Stunde online recherchiert, 40 Prozent sogar zwei Stunden und länger. Bei der Online-Recherche spielen Händlerwebseiten (42 Prozent) nach Suchmaschinen (44 Prozent) die wichtigste Rolle und sind damit relevanter als Preisvergleichsportale (34 Prozent). Werden Social Media Seiten für die Suche genutzt, ist Youtube (57 Prozent) der am häufigsten gewählte Kanal.
Welche Schlüsse können Händler aus diesen Daten ziehen?
“An der Digitalisierung und der Nutzung von Online-Vertriebskanälen führt kein Weg vorbei. Stationäre Händler mit eigenem Online-Shop sind dabei im Vorteil, denn sie können das Beste aus beiden Welten kombinieren” so Experte Alexander Dehmel. Denn die Kombination ermöglicht es den Kundinnen und Kunden, Produkte vor dem Kauf zu sehen und zu testen und sich im Verkaufsgespräch beraten zu lassen.
Omnichancel – Zukunft der großen Händler
Gleichzeitig bieten sie ein breites Sortiment mit schneller Verfügbarkeit im Online-Kanal. Stichwort Omnichannel – hier liegt die Zukunft der großen Händler. Wichtig ist es, einen einheitlichen Preis über Online- und Offline-Kanäle anzubieten, denn der Preis ist nach wie vor ein wichtiges Kaufkriterium für Konsumenten und der Vergleich vor dem Kauf entsprechend wichtig.
Die Daten von gfknewron Consumer zeigen auch, dass ein informativer Online-Auftritt mit einem übersichtlichen Webshop, der dem Konsumenten die Entscheidung erleichtert, die Marke des Händlers nachhaltig stärkt.
*gfknewron Consumer hilft Unternehmen, ihre Zielgruppen detailliert zu analysieren, indem es Fragen beantwortet wie: Wer kauft welche Produkte über welche Kanäle? Welche anderen Marken sind für meine Zielgruppe attraktiv? So können Unternehmen Chancen und Risiken frühzeitig erkennen und ihre Strategien an das veränderte Konsumverhalten anpassen. Basis ist eine vierteljährliche Befragung von 20.000 Käufern technischer Gebrauchsgüter in Deutschland.
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