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Überraschende Personalentscheidung – Top-Manager Karsten Wildberger wird Digitalminister

  • 28. April 2025
  • Ben Lorenz
Karsten Wildberger: Der Chef des Mutterkonzerns von Media Markt und Saturn wird Digitalminister im neuen Regierungskabinett. Foto: Oliver Roesler oro-Phot/CECONOMY
Karsten Wildberger: Der Chef des Mutterkonzerns von Media Markt und Saturn wird Digitalminister im neuen Regierungskabinett. Foto: Oliver Roesler oro-Phot/CECONOMY
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Mit Karsten Wildberger wird erstmals ein Top-Manager Digitalminister – und soll Deutschlands schleppende Digitalisierung auf Kurs bringen. Der ehemalige Ceconomy-Chef bringt viel Erfahrung in der Transformation komplexer Strukturen mit. Doch die Herausforderungen in Verwaltung, Bildung, Infrastruktur und KI sind gewaltig. Gelingt ihm der Sprung vom Konzernlenker zum staatlichen Modernisierer?

Chef der Elektronikhändler MediaMarkt und Saturn Dr. Karsten Wildberger

Es ist eine faustdicke Überraschung: Ausgerechnet der Chef der Elektronikhändler MediaMarkt und Saturn, Dr. Karsten Wildberger, wechselt aus der Wirtschaft ins Bundeskabinett von Friedrich Merz, um das neu geschaffene Ministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung zu übernehmen. Mit Wildberger holt Merz bewusst einen Quereinsteiger ohne langjährige Politkarriere ins Team – ein Signal, dass frischer Wind in die festgefahrene Digitalpolitik kommen soll.

Tatsächlich hatten vorab wenige seinen Namen auf der Liste, andere Kandidaten wie Hessens Digitalministerin Kristina Sinemus galten als wahrscheinlicher​. Doch Merz setzt auf den 55-jährigen promovierten Physiker und erfahrenen Manager, der außerhalb der politischen Sphäre eine beachtliche digitale Expertise vorweisen kann. Wildberger selbst zeigt sich geehrt von Merz’ Vertrauen und betont, Digitalisierung und Technologie seien prägende Themen seiner Karriere – das neue Ressort werde „eine entscheidende Rolle bei der Modernisierung unseres Landes spielen“.

Mit der Berufung Wildbergers erhält Deutschland erstmals einen eigenständigen Bundesminister für Digitales – bislang hing die Digitalpolitik oft als Anhängsel an anderen Ministerien, etwa dem Verkehrsressort​. Die Entscheidung, einen Top-Manager ins Amt zu holen, kommt einem Coup gleich und weckt hohe Erwartungen, gerade in der Wirtschaft. Doch sie ist auch nicht ohne Risiko: Wildberger ist parteilos, in Berlin kaum vernetzt und betritt politisches Neuland.

Sein Wechsel in den Staatsdienst birgt Unwägbarkeiten – ein Insider meint, er müsse jetzt „die Behörden entstauben“ und gleichzeitig lernen, dass man ein Ministerium anders führt als ein Unternehmen​. Trotzdem überwiegt zunächst die Zuversicht, dass ein externer Digitalexperte genau das ist, was Deutschlands stagnierende Digitalisierung braucht.

Dr. Karsten Wildberger – Digitaler Modernisierer mit eindrucksvoller Laufbahn

Wildberger bringt einen Lebenslauf mit, der ihn fachlich für diese Schlüsselposition prädestiniert. Der gebürtige Gießener ist promovierter Festkörperphysiker und ergänzte seine naturwissenschaftliche Ausbildung noch um einen MBA – eine Kombination aus analytischem Denken und betriebswirtschaftlichem Know-how​. Beruflich startete er zunächst als Strategieberater bei der Boston Consulting Group, bevor er in die Telekommunikationsbranche wechselte​.

Führungsstationen bei T-Mobile und Vodafone sowie beim australischen Telko-Konzern Telstra folgten, wo Wildberger bereits groß angelegte digitale Transformationsprojekte verantwortete​. 2016 holte man ihn zurück nach Deutschland in den Vorstand des Energieriesen E.ON – mit dem ausdrücklichen Auftrag, den digitalen Wandel im Unternehmen voranzutreiben​. In dieser Rolle betreute er Millionen Kunden und entwickelte neue digitale Geschäftsmodelle​, was ihm den Ruf einbrachte, ein effizienter Modernisierer zu sein.

Muttergesellschaft von MediaMarktSaturn​

Seit August 2021 stand Wildberger an der Spitze der Ceconomy AG, der Muttergesellschaft von MediaMarktSaturn​. Auch dort bewies er sein Können: Unter seiner Führung gelang dem zuvor kriselnden Elektronikhändler die Rückkehr auf Wachstumskurs​. Acht Quartale in Folge wuchs Ceconomy wieder, und der vormals etwas altbackene Elektronik-Filialist entwickelte sich zu einem Händler mit starkem Online-Auftritt​. Der Online-Umsatzanteil sprang von 15 % vor der Pandemie auf zuletzt 24 % – ein deutlicher Erfolg der digitalen Neuausrichtung. Branchenkenner schreiben diesen Turnaround maßgeblich Wildberger zu​.

Er hat gezeigt, dass er traditionelle Strukturen aufbrechen und digitale Innovation auch gegen Widerstände durchsetzen kann. So überraschte er zuletzt mit unkonventionellen Ideen: Im Herbst 2024 regte Wildberger etwa an, in MediaMarkt-Filialen künftig auch Elektroautos zu verkaufen, um den schleppenden E-Auto-Absatz anzukurbeln​. Aussagen wie „Wir hätten auch hier noch Platz für E-Autos“​zeugen von seinem Willen, über Branchengrenzen hinauszudenken und neue Wege zu gehen. Dieses Innovationsdenken und sein Erfahrungsschatz in Sachen Digitalisierung von Unternehmen machen Wildberger fachlich zu einer Idealbesetzung – auf dem Papier zumindest.

Wildberger ist seit 2021 Vizepräsident im Wirtschaftsrat der CDU​

Auch einen politischen Berührungspunkt gibt es: Wildberger ist seit 2021 Vizepräsident im Wirtschaftsrat der CDU​, einem einflussreichen unternehmensnahen Netzwerk. Dort kreuzten sich seine Wege bereits mit Friedrich Merz, dem früheren Präsidenten des Wirtschaftsrats. Man „kennt Karsten Wildberger gut“ und hält ihn „persönlich wie fachlich bestens gerüstet“ für das Amt, betont Wirtschaftsrat-Generalsekretär Wolfgang Steiger anerkennend​. Diese Nähe zur CDU-Wirtschaftscommunity mag Merz die Entscheidung erleichtert haben.

Wildberger verkörpert in gewisser Weise die Brücke zwischen Wirtschaft und Politik: ein ausgewiesener Digitalexperte, der zugleich die Anliegen der Wirtschaft versteht. Nun muss er allerdings zeigen, dass er mehr ist als ein erfolgreicher Manager – nämlich ein gestaltungsstarker Minister, der seine Erfahrung im Dienst der öffentlichen Hand einsetzen kann.

Baustellen der Digitalisierung: Verwaltung, Bildung, Infrastruktur, KI

Die Liste der digitalpolitischen Baustellen in Deutschland ist lang – und Wildberger wird sich ihnen nahezu zeitgleich widmen müssen. Nach Jahren des Zauderns erwarten Wirtschaft und Gesellschaft nun sichtbare Fortschritte. Zu den drängendsten Handlungsfeldern gehören:

  • Verwaltungsdigitalisierung: Kaum ein Bereich steht so sinnbildlich für Deutschlands digitalen Rückstand. Seit über einem Jahrzehnt versuchen Bundesregierungen, den gordischen Knoten bei eGovernment zu durchschlagen – bislang vergeblich​. Milliarden Euro flossen in nur teilweise funktionierende Lösungen, viele Bürgerämter arbeiten 2025 noch mit Papierformularen und Faxgeräten. Das Onlinezugangsgesetz (OZG), das alle Verwaltungsdienstleistungen digital verfügbar machen sollte, verfehlte seine Ziele krachend. Wildberger übernimmt hier eine echte Mammutaufgabe, wie Digitalexpertin Anke Domscheit-Berg warnt: Die Vorhaben, sämtliche Verwaltungsprozesse durchgängig zu digitalisieren und die IT der Behörden zu vereinheitlichen, sind enorm komplex​. Bund, Länder und Kommunen müssen endlich an einem Strang ziehen – dafür braucht es einheitliche Standards und Open-Source-Lösungen in der Verwaltung, „und zwar in der Realität und nicht mehr als reine Lippenbekenntnisse“​. Die neue Koalition plant sogar eine Grundgesetzänderung, damit der Bund verbindliche digitale Standards vorgeben kann​. Wildbergers Ministerium wird also die Federführung übernehmen, doch ohne die Länder wird es nicht gehen. Hier muss der Neue Überzeugungsarbeit leisten, Allianzen schmieden und alten Föderalstrukturen modernisieren – eine Herkulesaufgabe, an der schon viele Innenminister gescheitert sind.
  • Digitale Bildung: Auch in Schulen und Hochschulen hinkt Deutschland hinterher. Marode technische Ausstattung, fehlende Konzepte und ungenügende Weiterbildung des Lehrpersonals prägen vielerorts das Bild. Die Corona-Pandemie wirkte wie ein Brennglas auf diese Defizite. Noch immer fehlt es an flächendeckendem WLAN, Endgeräten und pädagogischer Software in Schulen. Deutschlands Bildungssystem weist einen erheblichen Rückstand bei der digitalen Bildung auf​. Zwar gibt es den „Digitalpakt Schule“, ein Förderprogramm für Technik, doch Mittel werden langsam abgerufen und eine Verstetigung („Digitalpakt 2.0“) ist ungewiss​. Wildberger muss gemeinsam mit der Bildungsministerin einen Weg finden, digitale Kompetenzen ins Zentrum zu rücken – von der Infrastruktur bis zur Schulung der Lehrkräfte. Die gesellschaftlichen Dimensionen der Digitalisierung – digitale Teilhabe, Medienkompetenz, Datenschutzbewusstsein – müssen stärker vermittelt werden. Hier reicht reines Managementdenken nicht aus, gefragt ist Verständnis für Bildungspolitik und föderale Zuständigkeiten. Wirtschaft und Experten mahnen an, dass die neue Bundesregierung klare Bekenntnisse und Finanzierungsperspektiven für die digitale Bildung liefern muss, um die nächste Generation nicht abzuhängen​.
  • Digitale Infrastruktur: Ohne schnelle Netze keine digitale Zukunft. Deutschland hat beim Breitbandausbau lange im europäischen Mittelfeld herumgedümpelt. In der Fläche sind Glasfaseranschlüsse und 5G-Mobilfunk noch immer lückenhaft verfügbar, was gerade ländliche Regionen benachteiligt. Die Folge: eine teils marode digitale Infrastruktur, die dringend modernisiert werden muss​. Die neue Koalition plant ein Telekommunikations-Netzausbau-Beschleunigungsgesetz, um den Fiber-Ausbau zum öffentlichen Interesse zu erklären und Hindernisse abzubauen​. Wildberger wird darauf drängen müssen, dass solche gesetzgeberischen Initiativen zügig umgesetzt werden. Ebenso fallen in sein Ressort vermutlich Projekte wie die Förderung von Rechenzentren und Cloud-Infrastruktur in Deutschland – Themen, die auch mit Blick auf digitale Souveränität wichtig sind​. Ein leistungsfähiges, sicheres Netz und moderne IT-Infrastruktur sind Grundvoraussetzung, damit sowohl Bürger als auch Unternehmen digital voll handlungsfähig sind. Hier zählt jedes verlegte Kilometer Glasfaser und jede neue 5G-Antenne als Fortschritt. Die Wirtschaft erwartet vom Digitalminister, dass er bürokratische Hürden beim Netzausbau abbaut und neue Technologien (etwa 6G, Satellite-Internet) frühzeitig auf die Agenda setzt – mit dem Ziel, Deutschland vom Nachzügler zum Vorreiter zu machen.
  • Künstliche Intelligenz und Zukunftstechnologien: Im globalen Wettlauf um KI, Quantum Computing und andere Schlüsseltechnologien darf Deutschland nicht ins Hintertreffen geraten. Die Ampel-Regierung hatte bereits eine KI-Strategie, doch nun gilt es, diese ambitioniert weiterzuentwickeln. Im Koalitionsvertrag der neuen Regierung finden sich Ansätze: Der Ausbau der KI-Recheninfrastruktur in Deutschland sowie eine innovationsfreundliche Umsetzung des EU AI Act stehen auf dem Plan​. Wildberger muss dafür sorgen, dass aus diesen Ankündigungen konkrete Programme werden – etwa Hochleistungsrechenzentren für KI-Forschung oder Testfelder für künstliche Intelligenz in Verwaltung und Mittelstand. Gleichzeitig ist das Thema digitale Souveränität eng verknüpft: Deutschland und Europa wollen weniger abhängig von den USA und China sein, ob bei Cloud-Plattformen, Halbleitern oder KI-Plattformen. Als Digitalminister wird Wildberger die Förderung von Schlüsseltechnologien koordinieren – von KI über Mikroelektronik bis Cybersecurity – und darauf achten müssen, dass Regulierung (z.B. Datenschutz, AI Act) und Innovation in Balance bleiben. Hier erwartet insbesondere die Tech-Branche von ihm, dass er Wettbewerbsfähigkeit und Innovation in den Vordergrund stellt​. Konkret heißt das: Bürokratie abbauen, schneller genehmigen, mehr Wagniskapital mobilisieren und Talente in Deutschland halten. Nur so kann das Land beim nächsten großen Technologiekapitel mithalten. Wildberger steht also vor der Herausforderung, eine schlüssige Digitalstrategie zu formen, die vom Breitbandkabel bis zum Algorithmus alle Aspekte abdeckt.

Große Erwartungen – Lob und Mahnungen aus Wirtschaft und Politik

Die Reaktionen auf Wildbergers Ernennung fallen gemischt aus – zwischen Euphorie und vorsichtigem Optimismus. Wirtschaftsvertreter zeigen sich erfreut über den Schritt. Der Digitalbranchen-Verband Bitkom spricht von einem „Meilenstein“ für Deutschland und gratuliert dem designierten Minister ausdrücklich​. Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst formuliert Wildbergers Kernauftrag so: Deutschland zu einem digital souveränen Land zu machen – in Wirtschaft, Staat und Gesellschaft​. Das neue Digitalministerium biete die historische Chance, Digitalisierung ganz oben auf die Agenda zu setzen. Allerdings verbindet Bitkom den Applaus mit klaren Forderungen: Es brauche nun rasch eine verbindliche Klärung der Zuständigkeiten und Kompetenzen dieses Ministeriums, damit Wildberger wirklich Durchgriffsrechte auf die digitalen Kernthemen bekommt​.

Nur mit ausreichendem Budget, Koordinierungsrechten und einem starken Mandat könne er zum Antreiber der Digitalisierung werden​. Diese Erwartungen aus der Digitalwirtschaft sind hoch – man erhofft sich von Wildberger weniger Bürokratie, mehr Tempo und eine praxisnahe Umsetzung der vielen angekündigten Digitalprojekte. Auch der CDU-nahe Wirtschaftsrat begrüßt die Wahl und traut „Karsten Wildberger persönlich wie fachlich“ zu, die hohen Erwartungen zu erfüllen, die mit dem Amt verbunden sind​. Immerhin kenne man ihn im Wirtschaftsrat seit Jahren als kompetenten Mitstreiter.

Gleichzeitig gibt es warnende Stimmen aus Politik und Fachwelt, die darauf hinweisen, dass Erfolg im Ministeramt nicht automatisch aus einer Manager-Vita folgt. Der renommierte Ökonom Jens Südekum bewertet es zwar positiv, dass Merz externe Fachleute mit viel Sachverstand ins Kabinett holt – „das kann sich auszahlen“ – mahnt aber, dass die neuen Minister beweisen müssen, ob sie dem Druck des Berliner Politikbetriebs gewachsen sind​.

Ähnlich sieht es die langjährige Digitalpolitikerin Anke Domscheit-Berg: Wildbergers Außenseiterstatus sei Chance und Risiko zugleich​. Einerseits bringe er frischen Wind, andererseits könne er „nicht in Manager-Manier von oben durchregieren – dann würde er sich nur eine blutige Nase holen und am Staatsapparat scheitern“. Sprich: Der neue Minister muss diplomatisches Geschick beweisen und Allianzen schmieden, anstatt per Chefbefehl zu agieren. Er wird darauf angewiesen sein, andere Ministerien, Behörden und die Länder ins Boot zu holen, um Digitalisierungsvorhaben erfolgreich anzuschieben​. Domscheit-Berg plädiert daher dafür, Wildberger mit harten Kompetenzen und verbindlichen Vorgaberechten auszustatten – und sie betont, entscheidend werde die Rückendeckung des Kanzlers sein​. Tatsächlich wird Wildberger in der Kabinettsdisziplin von Friedrich Merz’ Unterstützung und Autorität profitieren müssen, wenn es hart auf hart kommt.

Merz selbst scheint sich der Startschwierigkeiten bewusst zu sein und flankiert den Neuling mit erfahrenem Personal aus der eigenen Partei. Als Parlamentarische Staatssekretäre stehen dem neuen Digitalminister die CDU-Netzpolitiker Philipp Amthor und Thomas Jarzombek zur Seite​. Beide gelten als digitalaffin und kennen den Bundestag; Jarzombek war früher Start-up-Beauftragter der Bundesregierung, Amthor ist als jüngerer Abgeordneter ebenfalls profilierter Netzpolitiker.

So nennt das Magazin Stern Wildbergers neues Amt ein mögliches „Himmelfahrtskommando“ für den Top-Manager​

Diese Personalunion soll helfen, Wildberger im politischen Parkett zu unterstützen und ihm den Einstieg ins Regierungsmanagement zu erleichtern​. Dennoch wird er sich in der Regierungsriege zunächst beweisen müssen. Die Opposition und auch Koalitionspartner (in diesem Fall die SPD, die Teil der Merz-Koalition ist) werden genau hinschauen, ob der Seiteneinsteiger Ergebnisse liefert. Offener Gegenwind blieb bislang aus – man registriert Wildbergers Ernennung eher mit neugieriger Erwartung. Medienkommentatoren allerdings sparen nicht mit pointierten Einordnungen: So nennt das Magazin Stern Wildbergers neues Amt ein mögliches „Himmelfahrtskommando“ für den Manager​, während T-Online die Berufung als „Chance und Risiko zugleich“ für die digitale Zukunft Deutschlands einstuft​. Die einen loben Wildbergers Durchgreiferqualitäten, die anderen fragen skeptisch, ob er Themen wie digitale Teilhabe, Datenschutz oder Gemeinwohl ebenso engagiert vorantreiben wird wie die Effizienz in einem Unternehmen​. Insgesamt aber überwiegt ein verhaltener Optimismus: Man traut Wildberger zu, frischen Schwung in die festgefahrene Digitalisierung zu bringen – sofern er sich auf die Besonderheiten des politischen Betriebs einstellen kann.

Fazit: Aufbruch mit Fragezeichen – Einschätzung von Benjamin Lorenz, Chefredakteur CHIP und SmartWeekly

Tech Media House Chefredakteur Ben Lorenz

Die Ernennung von Karsten Wildberger zum Digitalminister markiert einen Neuanfang für die deutsche Digitalpolitik. Ein erfahrener Transformationsmanager übernimmt das Ruder – das allein sendet ein starkes Signal an Wirtschaft und Verwaltung. Wildberger verkörpert die Hoffnung, dass Deutschlands digitale Aufholjagd nun mit professionellem Projektmanagement und Pragmatismus vorankommt. Seine Erfolge in der freien Wirtschaft zeigen, dass er verkrustete Strukturen aufbrechen und Wandel gestalten kann​. Gelingt es ihm, diese Erfahrung in den Staatsapparat zu übertragen, könnte er der Digitalisierung in Deutschland tatsächlich neuen Schwung verleihen​.

Doch es bleiben Fragezeichen. Wildbergers Karriere fand bisher außerhalb der politischen Mühlen statt – jetzt muss er beweisen, dass er auch innerhalb komplexer staatlicher Strukturen Veränderungen durchsetzen kann.

Doch es bleiben Fragezeichen. Wildbergers Karriere fand bisher außerhalb der politischen Mühlen statt – jetzt muss er beweisen, dass er auch innerhalb komplexer staatlicher Strukturen Veränderungen durchsetzen kann. Die Herausforderung ist enorm, denn er übernimmt nicht weniger als das Digital-Update eines ganzen Landes. Er wird über seinen wirtschaftlichen Horizont hinauswachsen müssen, wie ein Kommentator anmerkt, und die gesellschaftliche Dimension jeder Technologie im Blick behalten. Es gilt, Vertrauen aufzubauen – bei den Bürgerinnen und Bürgern, dass digitale Behörden funktionieren und niemand abgehängt wird, und bei den Beamten, dass Veränderung nicht Bedrohung, sondern Verbesserung bedeutet. Entscheidend wird sein, ob Wildberger seine Managementfähigkeiten mit einer echten Vision für den digitalen Staat verbinden kann und die politische Durchsetzungskraft entwickelt, diese Vision Realität werden zu lassen.

Die nächsten Monate werden zeigen, ob dieser riskante Coup sich auszahlt. Klar ist: Deutschland braucht den digitalen Aufbruch dringender denn je. Wildberger hat nun die Chance, zu beweisen, dass er mehr ist als ein erfolgreicher Manager – nämlich ein visionärer Modernisierer des Staates. Gelingt ihm das, könnte er zum Wegbereiter einer neuen digitalen Ära in Deutschland werden. Wenn nicht, droht ein weiteres Kapitel verpasster Gelegenheiten. Die Erwartungen sind riesig – jetzt liegt es an Karsten Wildberger, sie zu erfüllen. In seinem Erfolg oder Scheitern spiegelt sich die digitale Zukunftsfähigkeit des Standorts Deutschland. Die Aufgabe ist monumental, aber die Gelegenheit ist einzigartig. Es ist sein Moment, den digitalen Wandel endlich auf die Spur zu setzen – analytisch, nüchtern und mit dem langen Atem, den diese Mammutaufgabe verlangt.

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Ben Lorenz

Ben Lorenz ist Diplom-Fotoingenieur, Chefredakteur und Chief Content Officer CCO bei Tech Media House. Dort verantwortet er unter anderem die SmartWeekly und SmartWeekly.business. Ben ist schon seit seiner Kindheit technikbegeistert und großer Fan von smarter Technik. In seiner Freizeit fotografiert er leidenschaftlich gerne, schaut Serien und Filme und rüstet sein Haus möglichst smart auf.

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