Die Branchenorganisation gfu Consumer & Home Electronics GmbH feiert am 6. Juni 2023 50-jähriges Jubiläum. Gegründet 1973, blickt die gfu an diesem Tag auf eine lange, erfolgreiche Arbeit im Dienst der Consumer und Home Electronics Branche zurück.
50 Jahre gfu – das bedeutet auch 50 Jahre rasante Entwicklung auf dem Markt der Consumer Electronics. Für enorme Innovationssprünge in vielen Bereichen sorgte die Digitalisierung, die vor über 40 Jahren mit der CD Einzug in die Consumer Electronics hielt. Dementsprechend gab es zahlreiche Innovationen, Weiterentwicklungen und neue Produktsegmente. Aber auch Technologien, die sich nicht am Markt durchsetzen konnten. Ein Streifzug durch 50 Jahre Consumer Electronics (ohne Anspruch auf Vollständigkeit).
Das Fernsehen: Von analog zu digital und von der Flimmerkiste zum Flat-TV
Lassen Sie uns mit dem wichtigsten Segment beginnen. Lange Zeit dominierte das analoge Röhrenfernsehen. Doch bereits in den 1980er Jahren begann die Entwicklung des digitalen Fernsehens. Die ersten Geräte mit digitaler Signalverarbeitung kamen im Jahr 1983 auf den Markt. Im Jahr 1986 wurde jedoch ein analoges europäisches HDTV-Projekt gestartet. Trotz erfolgreicher Demonstrationseinsätze bei Sportgroßereignissen und vielen Testübertragungen wurde schnell klar: Die Zukunft liegt digital, analoge Verfahren sind langfristig gesehen nicht zu halten. Im Jahr 1990 ging der Teletext in den Regelbetrieb.
Basierend auf den Erfahrungen und Entwicklungen aus dem HDTV-Projekt wurde 1996 das DVB-Projekt zur Entwicklung eines digitalen TV-Übertragungsstandards ins Leben gerufen – die Basis für den weltweit erfolgreichen Einsatz der DVB-Standardfamilie. Mit externen Internet-Boxen wurde 1997 erstmals der Zugang zum World Wide Web über das Fernsehgerät möglich. Dies war der Beginn des Smart-TV. Es sollte aber noch bis zum Jahr 2009 dauern, bis das Smart TV auf den Markt kam und seine Erfolgsgeschichte begann.
Der Start der digitalen terrestrischen Ausstrahlung DVB-T in Berlin im Jahr 2003, gefolgt von der bundesweiten Umstellung und ab 2016 die HD-fähige Weiterentwicklung DVB-T2 sind Meilensteine in der Übertragungstechnik. Für den Satellitenempfang wurde die analoge Ausstrahlung über Astra im April 2012 eingestellt. Im Kabelfernsehen dauert die Analogabschaltung noch bis 2019.
Breitbild und hochauflösend
Die Umstellung auf das Breitbildformat 16:9, die 2005 mit der Fußballübertragung im neuen Format ihren Durchbruch erlebte, und natürlich das hochauflösende Fernsehen HDTV waren weitere technologische Entwicklungen. Die ersten hochauflösenden Programme konnten bereits 2004 empfangen werden, der Bezahlsender Premiere ging 2006 mit HDTV auf Sendung und ARD und ZDF starteten im Jahr 2008 ein Pilotprojekt.
Der Regelbetrieb bei den öffentlich-rechtlichen Programmanbietern erfolgte im Jahr 2010. Doch HDTV war in Sachen Bildqualität noch nicht das Ende der Fahnenstange: Ultra-HD startete als Ausstattungsmerkmal im Jahr 2013. 2015 gab es bereits erste Tests für UHD und seit 2019 gibt es TV-Geräte, die die 8k-Auflösung beherrschen.
Auf dieser Liste findet sich aber auch eine Entwicklung, die gescheitert ist: 3D-TV – das dreidimensionale Fernsehen. Für den 3D-Genuss ist eine Brille notwendig. Sie sorgt für die dreidimensionale Darstellung im Auge des Betrachters. Der “Brillenzwang” dürfte der Hauptgrund für die mangelnde 3D-Akzeptanz sein.
Groß und größer
Bahnbrechend war und ist die Entwicklung der Bildschirme. Von der Größe über die Auflösung bis hin zur Leistungsfähigkeit, um eine möglichst optimale Bildqualität mit hohem Kontrast, großer Helligkeit und maximaler Farbdarstellung zu erreichen. Ende der 1990er Jahre zeichnete sich erstmals die Ablösung der Röhrenfernseher ab. Damals wurden die ersten Plasma-Fernseher vorgestellt. Die Preise lagen im fünfstelligen DM-Bereich. Sie waren die ersten, die den lang gehegten Traum vom flachen Fernsehbild an der Wand wahr werden ließen.
Im Jahr 2001 kamen die ersten LCD-Fernseher auf den Markt. Von ihnen werden bis heute die meisten Stückzahlen verkauft. Es versteht sich von selbst, dass die Displays der ersten Stunde technologisch nur noch im Prinzip den heutigen Generationen entsprechen. Seit 2014 macht OLED als Displaytechnologie von sich reden. 2017 folgte das Aus für Plasma-TVs.
Zeitmaschine
Der Wunsch, Fernsehsendungen aufzeichnen zu können, bestand schon früh. Man wollte unabhängig vom Sendeplan sein. Man wollte Sendungen und Filme mehrfach ansehen oder sammeln. Dazu konkurrierten mehrere technische Ansätze: 1975 wurde die erste Bildplatte vorgestellt, es folgten drei konkurrierende Videorecorderformate mit Bandkassetten und die Laser Disc. Bei den Videorecordern setzte sich das VHS-System durch. Mitte der 1980er Jahre kam eine Version mit höherer Auflösung hinzu. Ende der 80er Jahre wurde die Bildplatte wiederbelebt. Mitte der 90er Jahre kam die DVD auf den Markt. Digital und vielseitig (das V in der Abkürzung steht für Versatile), wie der Name schon versprach.
Die DVD setzte sich schnell als Speichermedium auf dem Markt durch. Für hochauflösende Bilder war die Kapazität der DVD jedoch nicht mehr ausreichend und die Entwicklung eines neuen Formats wurde notwendig. Mit der HD DVD und der Blu-ray Disc standen sich Mitte der 2000er Jahre erneut konkurrierende Systeme gegenüber. Die Blu-ray Disc setzte sich durch. Parallel dazu gab es die Möglichkeit, TV-Aufzeichnungen auf Festplatten zu speichern. Diese wurden entweder in den Fernseher eingebaut, über einen USB-Port an den Fernseher angeschlossen oder mit einem separaten Recorder aufgezeichnet.
Mittlerweile sind diese Lösungen für die Aufzeichnung in den Hintergrund getreten. Durch die im Laufe der Jahre immer schneller gewordenen Internetverbindungen ist die Lieblingsserie oder der Krimi über Streaming-Dienste beliebig oft und überall verfügbar, oft in Kombination mit einem Online-Recorder.
Der Ton macht die Musik
Was wäre ein tolles Bild ohne faszinierenden Sound? Erfolgreiche Entwicklungen gibt es auch in diesem Bereich. Mitten ins Geschehen versetzen die Zuschauer:innen Raumklang und Dolby Atmos. Seit 2005 ergänzen Soundbars den TV-Ton. Sie ermöglichen hochauflösenden Mehrkanalton, ohne dass vier oder mehr Lautsprecher aufgestellt werden müssen. Aktuell begeistern so genannte immersive Mehrkanal-Lösungen Heimkino-Fans. Und Multiroom-Lösungen verbreiten Musik drahtlos in jeden Raum.
Bleiben wir beim Hören: Es gab die sogenannte Quadrophonie, bevor man von Raumklang sprach. Mitte der 1970er Jahre blieb der Markterfolg allerdings aus. Anders erging es den kabellosen Kopfhörern. Sie kamen ebenfalls Mitte der 70er Jahre auf den Markt, allerdings mit Infrarot-Technik. Mit der Einführung der Compact Disc, kurz CD genannt, begann 1979 die Digitalisierung. Die ersten CD-Player kamen 1982 auf den Markt und ließen die Compact Cassette und die analoge Schallplatte alt aussehen. In der Zwischenzeit erlebte die Schallplatte mehrere Renaissancen. In ihrer Nische erfreut sie sich nach wie vor einer gewissen Beliebtheit. Auch das Segment der analogen Plattenspieler ist nach wie vor lebendig. Immer wieder gibt es neue Produkte für die Liebhaber der Schallplatte.
Komprimiert und mobil
Auch die Möglichkeit, Musik zu komprimieren und damit Speicherplatz zu sparen, ist mit der Digitalisierung entstanden. „MP3“ wurde das Kodierungsverfahren getauft. Entwickelt wurde es vom Fraunhofer Institut. Auf den Markt kamen 1998 entsprechende tragbare MP3-Player. Auch die Rundfunkübertragung mit DAB erfolgt seit 1998 digital. Eine weiterentwickelte Version dieses Übertragungsstandards (DAB+) kam 2011 auf den Markt. Seitdem entwickelt sich der Markt mit großen Zuwächsen sowohl bei der Gerätevielfalt als auch beim Programmangebot.
1998 war die Geburtsstunde von Bluetooth, dem Übertragungsstandard für kurze Distanzen. Lautsprecher und Kopfhörer funktionieren auf dieser Basis. Kabel, die oft als störend empfunden werden, entfallen. Seit 2007 sorgen Bluetooth-Lautsprecher zum Beispiel in Verbindung mit dem Smartphone für knackigen, mobilen Sound. Auch bei Kopfhörern sind kabellose Bluetooth-Modelle mittlerweile weit verbreitet.
Präzise unterwegs
Wie die Musik wurden auch die Landkarten digitalisiert. Auf Basis der Satellitensignale des Global Positioning System (GPS) wurde so eine ausgefeilte Navigation möglich. Digitale Navigationsgeräte schafften 2003 mit tragbaren, handlichen und preiswerten Modellen den Durchbruch auf dem Markt. Sie machten gedruckte Landkarten im Auto überflüssig, liefern Sehenswürdigkeitshinweise, Stauwarnungen mit Umfahrungsempfehlungen und schicken Fahrer:innen seither auf dem schnellsten Weg zum Ziel.
Digitale Erinnerungen
Auch im Bereich der Fotografie hat die Digitalisierung seit der Jahrtausendwende Einzug gehalten. Digitalkameras kamen zunächst als Kompaktmodelle auf den Markt. Später folgten System- und Spiegelreflexkameras mit Wechselobjektiven. Sogenannte Action Cams, z. B. am Helm oder am Fahrrad montiert, filmten beim Sport und verdrängten nicht zuletzt wegen ihrer kompakten Abmessungen zunehmend die Camcorder.
Mobile Kommunikation
Seinen 50. Geburtstag feiert das Mobiltelefon im April 2023. Das erste mobile Telefongespräch wurde mit dem liebevoll „Knochen“ genannten Vorgänger des Smartphones geführt. Auch wenn das erste Seriengerät erst rund zehn Jahre später auf den Markt kam, war dies ein bahnbrechendes Ereignis. Mit dem D-Netz begann 1992 in Deutschland die Digitalisierung der Mobilfunknetze. Weitere Kapazitätssteigerungen bei der Datenübertragung folgten 2004 mit UMTS, 2010 mit dem 4G-Netz LTE und zuletzt mit dem 5G-Netz. Sie legten den Grundstein für mobile Datennutzung mit Smartphone oder Tablet.
Stichwort Smartphone: Der wahre Alleskönner begeistert die Konsument:innen seit 2006 mit einer einzigartigen Erfolgsgeschichte. Als persönlicher Begleiter ist das Smartphone nicht mehr wegzudenken. Für viele ist es sogar „lebensnotwendig“. Produktsegmente wie MP3-Player, Digitalkameras und Navigationssysteme sind durch die Leistungsfähigkeit des Smartphones teilweise obsolet geworden. Apropos Smartphone: Bereits 2001 wurden in Deutschland mehr Handys als Festnetzanschlüsse gezählt. Weitere persönliche Begleiter, die mit dem Smartphone verbunden sind, sind Smartwatches und Fitnesstracker. Sie verzeichnen seit 2015 starke Wachstumsraten.
Datenverarbeitung auch zu Hause
Bereits 1976 wurde der erste Heimcomputer vorgestellt. Es dauerte jedoch noch einige Jahre, bis er in die Haushalte Einzug hielt. Ab der Jahrtausendwende gehörten für viele das Internet und immer leistungsfähigere PCs zur heimischen Ausstattung. Ab 2010 kam mit den Tablet-PCs eine bis dahin unbekannte Geräteklasse für die mobile Datennutzung auf den Markt. Für einen spürbaren Absatzzuwachs sorgten zuletzt die pandemiebedingten Einsätze im Rahmen von Home-Office und Fernunterricht.
Die vernetzte Welt
Eine Entwicklung betrifft nahezu alle Produktgruppen: die Vernetzung. Ob Smart TVs, intelligente Audiosysteme, intelligente Lautsprecher mit Sprachsteuerung, Smartphones, Tablet-PCs, Streaming-Dienste, Sat-over-IP oder Multiroom-Systeme – die Liste ist schier endlos. Auch das Smart Home ist ein wichtiger Teil davon. Es würde den Rahmen dieses Rückblicks sprengen, auf das Smart Home näher einzugehen. Eines sei jedoch erwähnt: Eine wesentliche Grundlage für die Vernetzung ist der 1999 eingeführte Wireless-Standard WiFi, der der Startschuss für den Erfolg der drahtlosen, funkbasierten Vernetzung über WLAN war.